Wer die Jugend in seiner Mannschaft hat, der braucht sich um nichts Sorgen machen...
So oder ähnlich könnte das aktuelle Zwischenfazit der Saison für die dritte Mannschaft lauten, ein unglaublicher Start wird mit der alleinigen Tabellenspitze belohnt.
Nach dem überraschenden Brudermord zum Saisonauftakt (4,5-3,5), einem Punkt in Gronau (4-4) und dem Sieg gegen Olfen (5,5-2,5) folgte am Samstag das nächste Ausrufezeichen - die Steinfurter wurden mit 5-3 besiegt.
Zur Ausgangslage:
Die Dritte konnte aus ihrem 10er Kader die Aufstellung stellen - diesmal musste unser Altersoberhaupt Steffen zu Hause bleiben (nach der Niederlage in der letzten Runde völlig gerechtfertigt ;-) ).
Dementsprechend waren alle 8 Spieler unter 30, während die Steinfurter nur mit Akteuren über 30 (sogar 40?) antraten.
Man konnte also von einem richtigen Generationenduell sprechen!
Die Eröffnungsphase:
Während die Jugendgarde - Aaron und Adrian Kamp sowie Lennart Schröder - an den Brettern 6-8 zeigten, dass sie aktuell in einer sehr guten Entwicklungsphase sind und auch durchaus schon mal Eröffnungstheorie gesehen haben, spielten die Jugendtrainer an den Brettern 2 und 4 mit den schwarzen Steinen interessante Züge, welche dem neutralen Betrachter wohl das ein oder andere Mal Kopfschütteln bereiteten.
Brett 4
So glich nach mehreren schlechten Zügen an Brett 4 die Stellung von Thomas Kubo einer Ruine. Der König durfte nicht rochieren und stand auf f8, dafür war ein isolierter Doppelbauer und f7 und f6, dazu ein Turm auf h8, der in diesem Spiel wohl nicht mehr als ein Statist sein durfte. Zu allem Überfluss hatte der Weiße noch einen Springer auf f5 platziert, den der schwarzfeldrige Läufer niemals vertreiben konnte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das vernichtende Urteil über Kubo gesprochen wurde...
Brett 3
Julius und sein Gegner spielten beide einen sehr soliden Aufbau, ohne dabei größere Angriffsbemühungen zu unternehmen. Nach einigen positionellen Verbesserungen ihrer jeweiligen Stellung wurde sich schließlich friedlich auf Remis geeignet.
Brett 7
In der Stellung von Adrian waren viele gegenseitige Bauernblockaden ein Merkmal, sodass auch dort beide Seiten früh mit einem Remis zufrieden waren.
Brett 6
Bei Aaron erwickelte sich im Laufe der Partie ein gegenseitiger Kampf auf die Bauern am Damenflügel sowie auf die Bauern auf den Feldern e7 und e2 (beide entwickelten ihre Läufer über g2/g7).
Als die Stellung immer komplexer wurde, behielt Adrian einen kühlen Kopf und überraschte seinen Gegner mit dem Zug Sf6-e8 - plötzlich war der Läufer auf g7 eine richtig starkes Schwert, welche die weiße Dame auf c3 angriff und zeitgleich mit dem Turm auf b5 den weißen Läufer auf b2 unter Druck setzte.
Resultat: Weiß verlor eine Figur und die Partie.
Brett 5
Einen sehr schönen Angriff im Mittelspiel auf den schwarzen König initiierte David, seine Figuren kamen alle vorzüglich ins Spiel und seine Läufer fesselten die schwarze Steine. Schließlich war so viel Druck aufgebaut, dass ein Einschlag auf dem Feld d5 die Partie kurz und schmerzlich beendete.
Brett 8
Lennart mit Schwarz kam in folgende Eröffnung: b4 e5 Lb2 Lxb4 Lxe5.
Daraus entwickelte sich ein Bauernungleichgewicht - Schwarz besaß im Mittelspiel die Bauern a,b,c und f,g,h. Weiß hingegen hatte die Oberhand im Zentrum mit den Bauern a, d,e,f,g und h. Einzig Lennart wusste aus dieser Assymetrie Nutzen zu ziehen, seine Figuren kamen am offenen weißen Damenflügel richtig zur Geltung, während zeitgleich das weiße Zentrum gelähmt werden konnte. Schlussendlich konnte Weiß den Verlust von Bauern nicht mehr verhindern und musste sich kurze Zeit später komplett geschlagen werden. Eine sehr schöne Partie des jugenden Talents.
Brett 2
Wie bereits eingangs erwähnt, war der schwarze Eröffnungsaufbau im Franzosen nicht gerade von besonderer Harmonie gezeichnet ( [unwissende?!] Beobachter sprachen sogar davon, dass die Stellung verdächtig ausgesehen hätte). Während Weiß mit jedem Zug seine Figuren besser positionierte und klaren Raumvorteil besaß, musste Schwarz hauptsächlich reagieren und abwarten, welchen Plan der Weiße umsetzen wird. Nach einigen Umgruppierungen schließlich konnte Schwarz mit Bauer e6-e5 den weißen vor die Wahl stellen - mit d4-d5 die Stellung schließen oder mit d4xe5 die Stellung öffnen, aber dem Schwarzen auch Felder für seine Figuren geben. Weiß öffnete zwar die Stellung, nach einigen Figurentäuschen war plötzlich gar nichts mehr los. Die Partie endete Remis und der Mannschaftssieg war damit gesichert!
Brett 1
Dass der Mannschaftssieg bereits gesichert war, beruhigte die Gemüter der anderen Teammitglieder, denn Lennart am Spitzenbrett gegen Helmut Haselhorst glaubte nach einer Abwicklung ins Endspiel, dass seine beiden weißen Türme auf der siebten Reihe dem Spiel ein schnelles Ende bereiten werden - übersah aber die Verteidigung Tg5, welche den schwachen Punkt g7 einfach deckte. Da Lennart für diese Aktivität seiner Türme einen Bauern ins Geschäft gesteckt hatte, war es plötzlich der Weißspieler, der ums Unentschieden kämpfte musste.
Nach knapp 5 Stunden konnte Lennart aber beweisen, dass seine Endspielkenntnisse sehr gut trainiert sind und damit den Endstand von 5-3 klarmachen.
Fazit
Wenn wir alle Einzelergebnisse aggregieren, holten die "alten Spieler" an den Brettern 1-4 nur drei Remis.
Dafür sorgte die Jugend an den Brettern 5-8 für einen vorzüglichen Score von 3,5 aus 4. Dementprechend hat die Jugend wieder mal die Kuh vom Eis geholt . Die Divise für die nächsten Kämpfe kann also nur lauten
Vorne irgendwie dagegenhalten - die Kids machen das hinten schon klar ;-)
Mit sportlichen Grüßen
Euer Remiskönig